Großes Thema, kleiner Kreis - Vortrag „Riskantes Trinken bei Jugendlichen“
Dr. Bernhard Walter, Dagmar Schmidt, die Suchtbeauftragte des Martin- Schongauer- Gymnasiums Breisach und Eva Bauscher von "HaLT" (Image: J. W. Steckmeister)
Im Rahmen der Aktionswoche „Gesund leben in Breisach am Rhein“ hat am Mittwoch, den 21. 04. 2010 ein Vortrag zum Thema Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen stattgefunden. Diplom Sozialpädagogin Dagmar Schmidt und Dr. Bernhard Walter von der HELIOS Rosmann Klinik Breisach sowie die Diplom Sozialarbeiterin Eva Bauscher von der Suchtberatung Müllheim informierten zu dem leider sehr aktuellen Thema.
Warum nur gerade einmal drei Zuhörer/Innen den Weg zur Spitalkirche gefunden hatten, blieb auch den Vortragenden ein Rätsel, da die Problematik des Alkoholmissbrauchs bei Jugendlichen seit der Jahrtausendwende stark zugenommen hat. Begriffe wie „Vorglühen“ und „Koma Saufen“ sind sicher auch den meisten Nicht- Eltern schon mal in Fernsehtalkshows begegnet. Auch das zeitweilige Alkoholverbot am Freiburger „Bermuda Dreieck“ steht in engem Zusammenhang mit dem teilweise extremen Trinkverhalten Jugendlicher und junger Erwachsener.
Es gäbe, so Dr. Bernhard Walter, weder ein deutliches Stadt- Land- Gefälle noch ließen sich bestimmte soziale Gruppen automatisch mit auffälligem Trinkverhalten in Verbindung bringen. Im Jahr 2008, berichtete Dr. Walter, seien allein in der Breisacher HELIOS Rosmann Klinik 20 Patienten/Innen nach starkem Alkoholkonsum eingeliefert worden. Die ärztliche Betreuung sein insofern wichtig, da bei alkoholbedingter Bewusstlosigkeit die Gefahr der Aspiration (Einatmen von Erbrochenem) nicht zu unterschätzen sei. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Zahl der im Anschluss an übermäßigen Alkoholkonsum nicht in einer Klinik betreuten Jugendlichen deutlich höher läge.
Noch am Klinikbett, gewissermaßen nach dem „bösen Erwachen“, setzt das Projekt „Hart am Limit“ (HaLT) an, das von Eva Bauscher vorgestellt wurde. „Mit der Ernüchterung kommt die Sensibilität“, so Eva Bauscher. Die sonst eher „coolen“ Jugendlichen zeigen am Morgen danach oft die größte Gesprächsbereitschaft. In dieses Erstgespräch werden bei Minderjährigen die Eltern mit einbezogen. Idealerweise folgt dieser ersten Kontaktaufnahme ein so genanntes „Brückengespräch“, in dem die Thematik Alkoholmissbrauch vertieft wird. Neben den Eltern können an diesem Gespräch auch Freunde oder Geschwister teilnehmen. Hier werden unter anderem Themen wie das Freizeitverhalten, der Freundeskreis aber auchProbleme mit Familie oder der Schule besprochen. Ebenso werden die Situation des Trinkexzesses und das subjektive Erleben dieses Ereignisses thematisiert. Neben Gruppen- und Einzelgesprächen bietet das Projekt „HaLT“ auch erlebnispädagogische Aktionen wie Klettern, Tauchen oder Kajak fahren an. Die Wege zu „HaLT“ führen im akuten Fall meist über Kliniken, Polizei oder die Jugendgerichtshilfe. Jugendliche, die an einem Risikocheck in Bezug auf ihre Trinkgewohnheiten teilnehmen möchten, können sich aber auch direkt an die Projektmitarbeiter wenden. Dies gilt natürlich auch für Eltern oder Menschen in Erziehungsberufen, die mehr über das „HaLT“ erfahren möchten. Kontakt zu „Hart am Limit“: Eva Bauscher, Suchtberatung Müllheim (Außenstelle Breisach), Kolpingstraße 14, 79206 Breisach. Tel.: 07667/940728 o. 07631/5015 und natürlich per Email: eva-maria.bauscher@agj-freiburg.de. (www.suchtberatung-muellheim.de)
Author: Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Article No. 2207 ISSN 2698-6949)